Wie bereits erwähnt, sollte der Dienstag ganz unter der Flagge "Edinburgh" stehen. Und das ist, ehrlich gesagt, ziemlich knapp bemessen. Der Zeitersparnis halber hatten wir uns bereits im Vorhinein entschieden, eine Bustour ala "Hop on, Hop off", mit welchem die wichtigsten Punkte befahren werden, man selbst aber immer wieder aus- und zusteigen kann. So fuhren wir die ganze Route einmal in voller Länge ab und wollten in Folge ein paar Dinge genauer unter die Lupe nehmen, etwa das Edinburgh Castle, den Grassmarket oder ein Museum der besonderen Art: the Scotch Whisky Experience. Neben dem bereits obligatorischen Herstellungsprozess werden hier die 5 Richtungen von Scotch erläutert (Lowland, Highland, Speyside, Islay und Blended Scotch). Eine kleine Verkostungserklärung gibt es ebenso wie ein Beispiels-"Dram" (ca 25ml), welcher sich vorher aus einem Beispiel je Richtung ausgesucht werden kann. Weitere Besonderheit ist die weltgrößte Sammlung von Whisky Flaschen in der Welt, da viele wahre Raritäten. Alles in allem eine runde Sache.
So vertaten wir uns den Tag in einer aus meiner Sicht wundervollen Stadt. Hier merkt man sehr das Alter der Gebäude, auch wenn man dies durchaus als grau und eintönig bezeichnen könnte, macht genau dies gerade den Charme von Edinburgh aus.
Wie bereits in Irland war auch hier nach Besichtigung der Landeshauptstadt die weitere Reise durch das Land selbst geplant. Schnell merkten wir, dass es hier doch irgendwie gänzlich anders aussieht, als auf der grünen Insel, erblicken wir hier in Dörfern doch mehr Grau- und Brauntöne, ebenso wie auf dem Lande selbst, es scheint irgendwie etwas trister. So zogen wir jedenfalls am Mittwoch nach einem herzhaften Frühstück (welches dem irischen nahezu 1:1 gleicht) gen Norden in Richtung des größten Nationalparks des Landes, welche es zu durchqueren galt: dem Cairngorms Nationalpark.
Da wir nördlich von Edinburgh mehrere mautpflichtige Brücken umgehen wollten und dadurch etwas weiter ins Land kamen, nahmen wir auf dem Weg zwei Zwischenziele mit, ein eigentlich für später geplantes und eines weiteres eher spontan. So hielten wir auf halber Strecke zwischen Edinburgh und Glasgow in Falkirk, am sogenannten Falkirk Wheel, ein modernes Schiffshebewerk, das durch seine Konstruktion in der Art eines Riesenrades einmalig auf der Welt ist.
Weiter gen Norden führte uns der Weg nahe Crieff zur ersten Whisky Brennerei des Landes, die wir auf der Tour besuchen sollten: der Glenturret Brennerei, dem einen oder anderen eventuell bekannt für den Blended Whisky "The Famous Grouse", ist es doch der am meisten in Schottland getrunkene Scotch. Nunja, zu einem Tasting einer der älteren Jahrgänge ließ ich mich dann aber doch mal hinreißen.
In Folge überließ ich wieder einmal Jenny das Steuer und sie machte sich das erste mal mit dem neuen Astra vertraut, welcher im übrigen permanent nach Ölwechsel schreit. Aber nach Rückfrage beim Mietwagenanbieter ist da alles ok, das passiert bei den Fahrzeugen öfters; sehr beruhigend...
Nun ging der Weg also weiter gen Norden. Hier fiel uns schnell ein zweiter Unterschied auf: während Irland zwar auch relativ wenig Einwohner hat, sah man meist auch in abgelegeneren Winkeln hier und da vereinzelte Häuschen, dafür aber auch kaum größere Städte. Hier hingegen kann es durchaus passieren, dass man meilenweit, entgegenkommende Fahrzeuge einmal nicht zählend, keiner Menschenseele oder deren Beiwohnungen begegnet. Hier ist man schnell ganz allein.
Mitten im Herzen des NP fanden wir dann am späten Nachmittag dann unser Hotel im kleinen Dörfchen Braemer. Da es außer der größeren Straße durch das Gebiet kaum per Fahrzeug erreichbare Stellen gibt, beließen wir es für den Tag auch dabei.
Gestern verließen wir früh das Hotel um einer besonderen Route zu folgen: dem Malt Whisky Trail. Setzt gleich nördlich der Cairngorms das Gebiet der sog. Speyside an, befinden sich hier fast in Reichweite eines Steinwurfes über die Hälfte aller schottischen Brennereien. Der Trail verbindet dabei 7 aktive, 1 historische Destillen und eine Fassbinderei. In Tomintoul hielten wir dabei kurz in einem empfohlenen kleinen Shop, dem Whisky Castle, in welchem wir, neben ein paar Deutschen, auf einen liebevollen älteren Besitzer trafen. Unseren Blicken folgend kam man schnell ins Gespräch und bekam auch ein paar Spezialitäten angeboten, toll.
Am ersten Punkt des Trails bei der Brennerei Glenlivet konnten wir an einer kostenlosen Tour durch die arbeitende Destille teilnehmen inkl Probe des Whiskys. Leider waren hier Fotos innerhalb der Produktionsräume verboten. Nach kurzen Zwischenstopps bei Glenfarclas und Aberlour interessierten wir uns vor allem sehr für die Fassbinderei. Hier konnte man einen direkten Einblick in die Arbeit der Böttcher werfen und Jenny versuchte sich selbst im Fassbauen einer kleinen Miniatur. Naja, mit Hilfe gelang es dann auch. Hier wird noch richtiges Handwerk verrichtet. Leider war es uns verwehrt ein eigenes Fässchen mit nach Hause zu nehmen... .
Nach und nach merkten wir doch, dass die Zeit wieder einmal rasch verrinnt und so ließen wir nach Besuch der Glenfiddich Distillery andere links liegen und beendeten die Tour in Elgin bei Glen Moray.
Danach hieß es: auf nach Inverness, der nördlichsten Stadt Schottlands und der Hauptstadt der Highlands, mit dem nächsten Ziel vor Augen: Loch Ness.